70
Das Land ist mit kleinen Städten übersäet. Die Haupt- und
Residenzstadt aber ist Stuttgart in einem nach dem Neckar zu-
gehenden Thale, welches mit Reben und Obstbäumen reich bepflanzt ist.
Ihre Einwohnerzahl ist auf 91.000 angewachsen, so daß man sie jetzt
zu den großen Städten zählen kann. Besonders bemerkenswerth für
jeden Deutschen ist das dem aus Würtemberg gebürtigen großen Dichter
Schiller errichtete Denkmal. Er allein würde sein Vaterland allent-
halben berühmt machen; darum wäre es undankbar gewesen, wenn man
sein Andenken in der Hauptstadt von Schwaben nicht geehrt hätte.
Außer Stuttgart sind noch die Universitätsstadt Tübingen und die
Festung Nlm bemerkenswerth. — Durch ein wohlgeordnetes Schul-
wesen hat die würtembergische Regierung sehr viel zur Bildung des
Volkes beigetragen, und eben Würtemberg, das Schwabenland,
ist es, welches dem deutschen Volke viele berühmte Dichter, z. B.
Schiller, Uhland, Justinus Kerner u. a. gegeben hat.
Neben der Anhänglichkeit an ihre Heimath zeichnen den schwäbischen
Volksstamm auch Anhänglichkeit und Treue gegen den Landesherrn und
gegen die Familie aus. So wird von den Frauen des Städtchens
Weinsberg folgendes berühmte Beispiel der,Treue erzählt. Als
nämlich ein deutscher Kaiser die Stadt, welche sich zu seinen Feinden
gehalten hatte, belagerte, wehrten sich die Bürger so verzweifelt, daß
er im Unwillen schwur, wenn er hineinkomme, werde er keinen, der
die Waffen geführt, verschonen. Der Hunger zwang endlich die Stadt,
sich zu ergeben, und kein Bitten und Flehen vermochte nun den Kaiser
zur Gnade zu bewegen. Nur den Weibern, beladen mit ihren besten
Schätzen, wurde freier Abzug bewilligt. Aber als sich das Thor öffnet,
was zeigt sich den mordlustigen Kriegern des Kaisers? Eine lange
Reihe der Weiber, die, mit Zurücklassung ihrer liebsten Habe, ihre
Männer, Vater und Söhne als ihre besten Schätze auf dem Rücken
trugen. Obgleich mancher aus des Kaisers Gefolge diese List nicht
gelten lassen wollte, so erklärte dieser doch, sein kaiserliches Wort
müsse gehalten werden. Die Weiber hatten den Männern das
Leben gerettet, und der Kaiser belohnte diese ihre Treue dadurch, daß
er ihnen auch alle ihre Besitzthümer ließ.
Von der Treue der Schwaben gegen den Landesherrn wird folgende
Geschichte erzählt. Als Graf Eberhard von Würtemberg in
seinem Alter in Wildbad sich erholen und die vielen Wunden, die
er in den Schlachten für sein Land empfangen, heilen wollte, wurde
er plötzlich von feindlichen Rittern dort eingeschlossen und wäre ohne
Zweifel von ihnen gefangen worden, hätte ihn nicht ein treuer Unter-
than gerettet. Ein Hirt war es; dieser eilte athemlos herbei, dem
Grafen die Botschaft von den heranziehenden Feinden zu bringen.
Aber damit begnügte sich der Mann nicht; er zeigte dem alten Herrn
zugleich einen verborgenen Pfad zur Flucht, und als dieser nicht rasch
genug den Berg hinaufsteigen konnte, nahm ihn der kräftige Schwabe
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
Extrahierte Personennamen: Schiller B.
Schiller Eberhard_von_Würtemberg
71
auf seinen Rücken, trug ihn bergan und ruhte nicht, bis er. ihn hinter
sichere Mauern gebracht hatte'").
Bei weitem die Mehrzahl der Bewohner Würtembergs bekennt sich
zur evangelischen Religion.
36. Der hohe Staufen.
In der Mitte des schwäbischen Landes, säst gleich weit vom Rhein,
vom Lech und dem Bodensee entfernt, erhebt sich der hohe Staufen,
ein kegelförmiger Berg, auf dessen Gipfel einst das Stammhaus der
schwäbischen Herzoge und Kaiser gestanden hat. Weithin ist des
Berges Haupt sichtbar, und du magst kommen, von welcher Richtung
du willst, so zeigt sich dir sein kahler Scheitel. Er beherrscht
eben so die Gegend und die niederen Berge, wie die mächtige
Regenrenfamilie, die einst hier hausete, die niedern Geschlech-
ter und die Landschaft umher beherrscht hat. Der baumlose Gipfel
des Berges gewähr eine herrliche Aussicht. Gegen Süden übersieht
man die schwäbische iu? mit ihren begrünten Höhen oder zackigen
Felsen; hinter ihr ragen in weitet' bläulicher Ferne, wie Wolken am
Horizont, die Schneegebirge Thrötv und der Schweiz hervor.
Gegen Westen erblickt man die schönen Gegenden, die der Neckar durch-
strömt: das reiche würtembergische Unterland, das schwarzwälder
Gebirge, und in weiter Ferne die Berge Lothringens. In einem
schönen Halbkreis gelagert, von Nordwest bis Nordost, von der Mün-
dung des Neckars bis zum Ausflusse des Lechs begränzen die hessi-
schen und fränkischen Waldungen den Horizont und verhindern
die weitere Aussicht. Dies sind die äußersten Linien des Kreises, von
dem dieser Berg der Mittelpunkt ist.
Aber innerhalb dieses Kreises, welch' eine bunte Landschaft, welch'
schönes Gemälde! Wie abwechselnd Thal und Berg, Wälder, Fluren
und Flüsse! Welche Menge von Höfen, Dörfern und Städten, die
allenthalben, bald mehr, bald minder versteckt, mit ihren Thürmen und
schimmernden Dächern und Zinnen einen ungemein heitern Anblick ge-
währen. Ganz nahe, dem Anschein nach nur einen Steinwurf weit,
liegt am nördlichen Fuße des Berges die Stadt Gemünd, ehemals
ein Eigenthum des hohenstaufischen Hauses. Eben so nahe, nur auf
des Berges südlicher Seite, breitet sich in einem fruchtbaren Thale das
schöne würtembergische Städtchen Göppingen aus, das gleichfalls zu
dem Besitzthum der hohenstaufischen Familie gehörte. Das frohe Ge-
fühl, in das den Beschauer die lebendige Gegenwart versetzt, wird
getrübt bei dem Anblick so vieler in Trümmern liegender naher Berg-
schlösser, die sich rings über die niedrigen Örter erheben, und wie
Vasallen um den sie alle überragenden hohen Staufen herumstehen.
Rechberg, Staufeneck, Helfenstein, Ramsberg, Scharfenberg, Berneck,
Drachenstein waren ehemals die Sitze blühender Geschlechter, deren
Andenken sogar zum Theil nun verweht ist.
S. am Schlüsse dieses Abschnittes das Lied: Der reichste Fürst.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
78
37. Hohenzollern.
Fast ganz von Würtemberg eingeschlossen liegen die Leiden Fürsten-
thümer Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen.
Beide zusammen enthalten 20 Quadratmeilen mit einer Bevölkerung
von 65,000 Einwohnern. Sigmaringen wird von der Donau,
und Hechingen vom Neckar durchflossen. Die Hauptstädte sind
Sigmaringen und Hechingen. Ackerbau und Viehzucht sind —
besonders in der Gegend der rauhen Alp — nicht bedeutend; da-
gegen bilden Baumwollenspinnerei, Leinwand-, Holz- und
Metallwaaren-Fabrikation die Haupterwerbsquellen der Be-
wohner. — Wenn man von Norden her nach dem Städtchen Hechingen
kommt, so fleht man jenseit der Stadt in einer Entfernung von einer
halben Meile auf einem aus 'der schwäbischen Alp hervortretenden,
250^ hohen Bergkegel die Burgfeste Hohenzollern. Das ist der
uralte Stammsitz der Fürsten von Hohenzollern, aus welchem
auch die Könige von Preußen abstammen. Zu der Spitze des
Berges führt nur ein einziger Zugang, den in früheren Zeiten an neun
verschiedenen Absätzen eben so viel eiserne Thore verwahrten. Seit dem
Jahre 1823, wo der König von Preußen, Friedrich Wilhelmiv.,
damals noch Kronprinz, die alte fast verfallene Burg seiner Ahnen
besuchte, hat man die Gebäude wieder in wohnlichen Zustand gesetzt,
und seit jener Zeit erhebt sich aus dem verfallenen Gemäuer ein hoher
Thurm, der eine weite Aussicht über Berge, Thäler und Ebenen er-
öffnet. Gegen Westen, Norden und Nord-Osten liegt das Land offen
vor dem Auge des Beschauers, gegen Süden erblickt man die Bergkette
der schwäbischen Alp, die fast in der Form eines Halbkreises die ganze
Landschaft einschließt. Das Geschlecht der Hohenzollern gehört zu
den ältesten in Deutschland. Als den Ahnherrn desselben nennt man
Thassilo, Grafen von Hohenzollern, der um das Jahr 800 gelebt
haben soll. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts lebte ein
Nachkomme desselben, Graf Robert Ii., von dessen Söhnen, Friedrich
und Konrad, die Leiden Hauptlinien des Hauses Hohenzollern ab-
stammen. Friedrich behielt die väterlichen Erbgüter in Schwaben,
und von diesem stammen die Fürsten von Hohenzollern-Hechingen
und Hohenzollern-Sigmaringen ab; Konrad wurde der erste
Burggraf von Nürnberg und ist der Ahnherr der Könige von
Preußen. Einer seiner Nachkommen, Friedrich Vi., hatte dem deut-
schen Kaiser Sigismund 150,000 Dukaten und nachher noch so viel
Geld dazu geliehen, daß dieser ihm 400,000 Goldgulden, ungefähr
1,200,000 Thaler verschuldete. Dafür überließ ihm der Kaiser im
Jahre 1415 die Mark Brandenburg erb- und eigenthümlich, wo-
durch er als Friedrich I. der erste Markgraf von Brandenburg
aus dem Hause der Hohenzollern wurde. —
Die Fürsten der Leiden Hohenzollern-Hechingen und -Sigma-
ringen haben ihre Hoheitsrechte im Jahre 1850 an den König
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelmiv. Friedrich Thassilo Robert_Ii Friedrich Friedrich Konrad Konrad Friedrich Friedrich Konrad Friedrich_Vi Friedrich Sigismund Friedrich_I.
74 —
von Preußen, als an das Haupt des hohenzollern'schen Geschlechts,
abgetreten, und seit dieser Zeit gehören nun diese Ländchen zum preu-
ßischen Staate. Sie bilden unter dem Namen „hohenzollern'sche
Lande" einen besonderen Verwaltungsbezirk. An der Befestigung
und stattlichen Wiederherstellung der königlichen Stammburg ist seit
1850 fort und fort rüstig gearbeitet worden, so daß sie jetzt dasteht
als ein herrlicher Schmuck des Reiches !ver königlichen Hohen-
zollern, welches sich ausdehnt „vom Fels zum Meex^r —..
Wie viel Provinzen des preussischen Staates habt ihr früher kennen
gelernt? — Wie heissen sie? — Wie liegen die hohenzollernschen Lande von
dem übrigen Königreich Preussen? — Seit wann ist das Geschlecht der
Hohenzollern in der Geschichte bekannt? — Wann wurde ein Nachkomme
dieses Geschlechts Markgraf von Brandenburg? — Wie hiess dieser? — Aus
welchem Geschlechte stammen die Könige von Preussen ab? — Seit wann
sind die hohenzollernschen Lande mit dem Königreich Preussen vereinigt ? —
38. Das Königreich Bayern.
(23.)
Östlich von dem Königreich Würtemberg liegt auf beiden Seiten
der Donau das Königreich Bayern. Zu Bayern gehört aber auch
noch die getrennt hiervon auf dem linken Rheinufer gelegene Pfalz,
Rheinbayern genannt. Das eigentliche Bayerland, Altbayern, liegt
südlich von der Donau an den Nebenflüssen: dem Lech, der Isar
- und dem Inn, welche aus den Tyroler Alpen kommen und eine hoch-
liegende Ebene durchströmen. Der nördlich von der Donau gelegene
Theil Bayerns, das Frankenland, ist östlich vom Böhmerwalde,
nordöstlich vom Fichtelgebirge und westlich vom Spessart durch-
zogen, und wird von mehreren Nebenflüssen der Donau — unter dettm
die Naab und die Altmühl bemerkenswerth sind — und dem Main
mit seinen Nebenflüssen bewässert. Das Königreich Bayern hat einen
Flächenraum von 1380 Quadratmeilen mit 4,801,000 Einwohnern.
Ackerbau und Viehzucht sind in Bayern so einträglich, daß das
Volk nicht in Fabriken seinen Unterhalt zu suchen nöthig hat.
In Altbayern, an der Isar, liegt die Haupt- und Residenz-
stadt München, mit mehr als 170,000 Einwohnern. An neuen,
schönen Bauwerken, Sammlungen von Gemälden, Bildersammlungen
und andern Kunstwerken übertrifft München alle übrigen Hauptstädte
Deutschlands. Auch hat München eine bedeutende Universität und
die größte Bibliothek in Deutschland,^ die aus 800,000 Bänden
besteht. Für den Fremden ist also vielerlei dort zu sehen. Daß so
viel Bier in München und überhaupt in Bayern getrunken wird,
mag ihm vielleicht auffallend erscheinen; er wird dabei aber bedenken,
daß eben dadurch der weit schädlichere Branntwein, die Pest so vieler
Orte, verdrängt wird. Die Brauereien in München und in ganz
Bayern gehören zu den großartigsten Gewerben; sie fördern den Acker-
bau, und die Ausfuhr der bayerischen Biere ist nicht unbedeutend.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Ortsnamen: Preussen Brandenburg Preussen Bayern Königreich_Würtemberg Donau Bayern Rheinbayern Altbayern Donau Donau Bayerns Donau Main Altbayern Deutschlands Deutschland
75
Die Stadt Regensburg an der Donau war einst bedeutender
als jetzt, hat aber immer noch Reste ihrer vormaligen Größe. Dahin
gehört die vortreffliche steinerne Brücke über die Donau, die einzige
ganz gemauerte, welche über diesen Strom führt. Auf fünfzehn Bogen
ruhend, trotzt sie nun bereits 700 Jahre der Strömung, dem Eis-
gänge und anderen Unfällen. In Regensburg residirt der Fürst von
Lhurn und Taxis, dessen Vorfahren die Posteinrichtung zuerst
in Ausführung gebracht und zum Danke dafür das Recht erhalten
haben, in den deutschen Staaten die Posten auf ihre eigene Rechnung
verwalten zu lassen; im Laufe der Zeit haben aber die einzelnen
Staaten dieses Recht durch Entschädigung abgelös't. Von Regens-
burg erblickt man auf einem, mit einer Ruine versehenen Hügel ein
großartiges neues Gebäude, Walhalla genannt. Dies hat der
König Ludwig I. von Bayern zum Gedächtniß der verstorbenen
großen Männer Deutschlands erbaut, deren Bildsäulen entweder darin
aufgestellt werden, oder deren Namen, in Marmor gegraben, mit Gold-
glanz strahlen.
Augsburg am Lech war in früheren Zeiten eine der wichtigsten
Handelsstädte in Süddeutschland. Jetzt ist Augsburg zwar immer noch
gewerbsam, aber an die frühere Bedeutung der Stadt reicht das
jetzige Leben nicht. Eine der merkwürdigsten Erinnerungen an Augs-
burgs vormaligen Reichthum ist die eine Straße mit 50 Häusern, wo-
rin arme Bürger gegen den geringen Miethzins von jährlich zwei
Gulden ein anständiges Unterkommen finden. Diese Stiftung ist von
zwei Grafen von Fugger gemacht, die von dem armen Leinweber
Johannes Fugger abstammten, der 1370 nach Augsburg zog und
Leinwandhandel zu treiben anfing. Seine Nachkommen erweiterten
durch seltenen Fleiß, große Geschicklichkeit und Redlichkeit ihre Han-
delsgeschäfte so sehr, daß sie sich unermeßliche Reichthümer und aus-
gebreiteten Ruhm erwarben.
Auch im Frankenlande, an dem Maine und dessen Nebenflüssen
liegen noch bedeutende Städte: Würzburg, Bamberg und Nürn-
berg. In Rheinbayern ist Speyer die Hauptstadt. Bayern besitzt
drei Universitäten, zu München, Erlangen und Würzburg.
39. Die Fuggerei.
Das Glück dreht sich im Kreise,
Es schwindet wie die Zeit!
Nur was in Gott gegründet,
Besteht in Ewigkeit.
Es schwindet wie die
Das reinste, feinste Linnen
Hat still ihr Fleiß gemacht.
Da kaufte jeder gerne
Von ihrem Tuch so rein,
X/Uv rcüvv vh Cliv|4- Uh (vu-Uuu^
Hans Fugger war ein Weber,
Die Söhne woben auch.
Es war im Haus der Fugger
Das Weben einst im Brauch,
jv mit;
Sie woben goldne Sterne
Der Treue ja hinein.
Die Treue und der Glaube,
Am Stuhle Tag und Nacht,
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
165
werden. Die Gelehrten rechnen zu den Salzen aber auch das Glau-
bersalz, das Bittersalz, den Vitriol, den Alaun, die Pottasche
und den Salpeter, welche vielfache Anwendung in Färbereien,
Druckereien, Glasfabriken und Seifensiedereien finden, von denen der
Salpeter jedoch hauptsächlich zur Zubereitung des Schießpulvers
verwendet wird.
Das wichtigste von allen Salzen ist aber das sogenannte Kochsalz.
Fehlt es doch als das unentbehrlichste Gewürz bei keiner Mahlzeit in
den Palästen der Fürsten, wie in den Hütten der Armen. Ohne Salz
würde der Magen aber auch nicht im Stande sein, die Speisen gehörig
aufzulösen und zu verdauen; ohne Salz würden also die Nahrungs-
mittel für Menschen und Thiere werthlos werden; ja selbst zum Leben
der Pflanzen ist es unentbehrlich. Auf verschiedenen Wegen wird es
daher allen Wesen zugeführt. Die Pflanze empfängt es aus dem Erd-
boden und durch den Regen; das Thier erhält es in dem Fleisch und
in den Pflanzen, durch welche es sich nährt; der Mensch aber weiß
es sich mit Fleiß und Kunst selbst zuzubereiten. Es liegt nänilich theils
bergehoch in der Erde als Steinsalz — oder es quillt seit der
Weltschöpfimg aus unzähligen Salzquellen als Salzsoole — oder es
schwimmt in so ungeheurer Menge im Meere als Seesalz, daß sein
blaues, durchsichtiges, lieblich anzusehendes Wasser salzig und bitter
schmeckt, untrinkbar für Menschen und Thiere ist, aber vor Fäulniß
durch das Salz geschützt wird.
Unermeßlich reich ist Österreich an Salz in seinem Salzkammer-
gut bei Ischl und Hall ein und Hallstadt und dazu noch das
wunderbare Steinsalz-ergwerk bet Wieliczka am Fuße der Karpathen
in Galizien; unerschöpfliche Salzq..,.len besitzen Preußen bei Lüne-
burg und Halle, und Bayern bei Bergtesgaden und Reichen-
hall,und überall, wo sonst euch der Ortsname Hall begegnet, da werdet
ihr das finden, was das Wort ursprünglich bezeichnet: das Salz.
Zwei Körper sind in dem Salz inmg mit einander verbunden, der
eine, ein hellglänzendes Metall, Natrium genannt, der andere ein
gefährliches Gift, Chlor (d. h. gelbgrün), das im reinen Zustande
als eine dunkelgelbe oder grünliche Luftart (Gas, Dampf) erscheint,
die auf der Stelle tödtet, wenn man sie unvermischt einathmet. Die
Scheidekünstler oder Chemiker können das Chlor aus dem Kochsalz
scheiden oder darstellen. Bei manchen Krankheiten ist es ein vorzüg-
liches Heittniitel. Es kann zum Reinigen der Luft von ansteckenden
Krankheitsstoffen u. s. w. verwendet werden. Wer würde es dem Koch-
salz, diesem angenehmen Gewürz ansehen, daß es aus so merkwürdigen
und gefährlichen Stoffen zusammengesetzt ist. Aber so ist es mit allen
Stoffen, die wir Gift nennen. Sie werden uns schädlich, wenn wir
sie nicht recht erkennen und gebraucheil; bei einsichtsvoller Allwendung
aber sind sie uns sehr nützlich.
Bei der Gewinnung des Salzes geht es folgendermaßen zu: In
Flözgebirgen liegt in gewalttgen Lagern das Steinsalz, das man
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§§ 59-60. Das Königreich Württemberg. — Das Königreich Bayern.
39
Kartoffeln und Flachs. An Bauholz ist großer Mangel. Der Schwäbische
Jura wird im N. von einzeln stehenden Kegelbergen begleitet. So liegt
der Hohenzollern südlich von Hechingen (vgl. § 43) und der Hohen-
staufen östlich von Stuttgart. Auf dem Hohenstaufen stand die Stamm-
burg der Hohenstaufen, die bis auf ein kleines Stück Mauer verschwunden
ist. — Im Fränkischen Jura werden die Tropfsteinhöhlen bei Müggendorf
von Reisenden häufig besucht. Man findet hier unter anderen auch Knochen
von Tieren, die bereits ausgestorben sind (Mammut, Höhlenbär).
§ 59. Pas Königreich Württemberg (fast so groß wie die Prov.
Westfalen, 2200000 E., mehr als 2/3 derselben evang.) zu beiden Seiten
des Neckars und der Donau, von Baden und Bayern eingeschlossen. Durch
die Mitte des Landes zieht sich der Schwäbische Jura. Daran schließt sich
im S. eine Hochebene, im Norden Hügelland. Der Boden ist meistens
fruchtbar und vortrefflich angebaut. Es wechseln Ackerfelder und Gürten
mit Weinbergen. Die Industrie ist lebhaft. Die Bewohner, meist Schwaben,
treuherzig und bieder. Aus ihnen sind viele Dichter und Gelehrte hervor-
gegangen, so Justinns Kerner, Uhland, Schiller, Hauff u. a.
Stuttgart, Hptst., 175 000 E., in einem Seitentale des Neckars, Mittelpunkt des
süddeutschen Buchhandels. Lndwigsburg, 2. Residenz. Marbach, Schillers Geburts-
ort. H eil b ro n n, Handel. We i n sb e r g, Sage von der Weibertreue (Konrad Iii. 1110).
Eßlingen, gewerbreich. Tübingen, Univers., Uhlands Geburtsort. Ulm, starke
Festung. Wildbad, Badeort.
§ 60. Pas Königreich Wayern (doppelt so groß wie Hannover,
beinahe 6,2 Mill. E.) besteht aus zwei getrennt liegenden Teilen. Der
größte Teil liegt zu beiden Seiten der obern Donau und zieht sich von
den Alpen bis über den Main hin; der kleinere Teil liegt am Westufer
des Rheins, n. von Elsaß-Lothringen, und wird Rheinbayern oder die
Rheinpfalz genannt. Bayern bildet zum größten Teile eine Hochebene.
Die Hochebene s. von der Donau (die bayrische) ist durchschnittlich 500 m
hoch, die nördlich von der Donau gelegene 400 in. An der Ostgrenze nach
Böhmen zu liegen der Bayrische Wald und der Böhmerwald. Im N.
Bayerns liegen das Fichtelgebirge, der Frankenwald, das Rhöngebirge, der
Spessart. — Der Hauptstrom Bayerns ist die Donau. In sie fließt in
Bayern rechts: die Iller, der Lech, die Isar, der Inn mit der Salzach,
links: die Altmühl, die Naab, der Regen. Im N. fließt der Main,
welcher sein Wasser in vielen Krümmungen dem Rheine zuführt. Der be-
deutendste Nebenfluß auf der linken Seite ist die Rednitz. Diese ist mit
der Altmühl durch den Ludwigs-Kanal verbunden. Am Fuße der Alpen
haben sich zahlreiche Seen gebildet, von denen der Würm- und Chiem-
see die bedeutendsten sind. An der Ostseite des W atz mann liegt der pracht-
volle Königssee. — Das Klima ist auf der Bayrischen Hochebene rauher
als im Maintal. Die warmen Südwinde werden durch die Alpen ab-
gehalten, die Nord- und Westwinde haben Zutritt und bringen große
Regenmafien, die sich besonders im S. anstauen; daher gedeiht auf der
Bayrischen Hochebene kein Wein. Sie ist überhaupt im ganzen einförmig
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein]]
Extrahierte Personennamen: Justinns_Kerner Schiller Hauff Schillers Konrad_Iii Konrad
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
40
Des Deutschen Reiches Verfassung.
8 61.
und wenig anmutig. Hier und da gibt es mit Geröll überlagerte Strecken.
In den Flußniederungen ziehen sich häufig lange Snmpfvertiefungen hin;
sie werden in Bayern Möser (Einzahl — Moos), in Schwaben Riede
genannt. Sie sind für den Ackerbau ganz unbrauchbar. Die Dörfer sind
sehr weitläufig angelegt. Im Donautal lagert guter Boden, der viel Ge-
treide liefert. — Im Maingebiet ist das Klima mild. Am untern Main
und in der Pfalz wird Wein gebaut. Die Bewohner (Franken) zeigen
hier mehr Kunstsinn und Gewerbfleiß als die der Bayrischen Hochebene.
Sie sind zum Teil evangelisch. — In ganz Bayern ist die Viehzucht bedeutend,
besonders in den Alpengegenden. Das Nationalgewerbe ist die Bierbrauerei.
Nürnberger Spielwaren und Berchtesgadener Schnitzereien in Holz und
Horn erfreuen sich eines Weltrufes. Der Handel ist lebhaft, besonders in
Nürnberg und Augsburg. In München, Erlangen, Wiirzburg sind Uni-
versitäten. Mehr als % der Bewohner bekennen sich zur römisch-katholischen
Kirche.
München, Hptst., an der Isar, 500 000 E., mit herrlichen Bauwerken, Univers.,
viele Bierbrauereien. In der Nahe ist die Ruhmeshalle, in der die Büsten berühmter
Bayern aufbewahrt werden. Augsburg, am Lech, 90 000 E., bedeut. Hdlst. In ihr die
Fuggerei, d. i. eine Straße von 50 Häusern, in denen arme, rechtschaffene Leute umsonst
Wohnung haben. Die Fuggerei hat ihren Namen von einem Augsburger Handelsherrn,
Fugger genannt, der so reich war, daß er an Kaiser Geld leihen konnte. In der Nähe
das Lechfeld, wo Otto I. 955 die Ungarn schlug. Ingolstadt, starke Festg. Regens-
burg. In der Nähe die Walhalla, ein Marmortempel mit den Bildsäulen berühmter
deutscher Männer. Pas sän, schön gelegen an der Mündung des Inn, durch eine Feste
geschützt. Würuöerg, a. d. Pegnitz, 260 000 E., erste Handels- und Fabrikstadt Bayerns.
„Nürnberger Tand geht durchs ganze Land." Nürnberg hat die altertümliche Bauart
großenteils treu bewahrt. An dem obern Stockwerk der Häuser sieht man viele zierliche
Erker und Ecktürmchen, am untern überdeckte Säulengänge, Lauben genannt. Die Häuser
schauen mit dem Giebel nach der Straße hin und sind mit kunstvollem Schnitzwerk geziert.
Auf einem Felsen in der Stadt ragt die kaiserliche Burg hervor, von welcher die Mark
Brandenburg ihre ersten Hohenzollern erhielt. Im 15. und 16. Jahrhundert lebten hier
Hans Sachs, Dürer, Bischer u. a. Fürth, gewerbreich. Erlangen, evang. Uni-
versität. Bayreuth, fabriktätig. Bamberg, bedeutende Gärtnereien. Würzburg,
Universität. Kis singen, Badeort. — In Rheinbayern liegen: Spei er und Kaisers-
lautern. Speier war eine Zeitlang Begräbnisplatz der deutschen Kaiser.
§ 61. .Des Deutschen Ziciches Umfassung. a. Der König von Preußen ist deut-
scher Erb-Kaiser. Seine Residenz ist Berlin. Er ist der Kriegsherr und oberste Führer
aller deutschen Armeen. Die Gesetze werden von dem Bundesrate und dem Reichstage
beraten und festgestellt, vom Kaiser, wenn er sic bestätigt, verkündigt. Der Bundesrat
besteht aus den Abgesandten der deutschen Regierungen. An der Spitze des Bundesrats
steht der Reichskanzler. Die Mitglieder des Reichstags wählt das Volk. Je 100 000 Einw.
wählen einen Abgeordneten für einen Zeitranni von 5 Jahren. Wahlberechtigt ist jeder
Deutsche nach vollendetem 25. Jahre. Die Wahl erfolgt unmittelbar durch Abgabe ge-
schlossener Stimmzettel. — Der Bundesrat und der Reichstag halten ihre Versammlungen
in Berlin ab. — b. Das Reich hat eine gemeinsame Kriegsmacht, welche unter dem
Kaiser steht. Sie zerfällt in das Landheer und in die Seemacht (Kriegsmarine). Das
Landheer besteht aus Infanterie, Kavallerie, Artillerie, Pionieren und Train-Kolonnen.
Auch sind besondere Abteilungen zum Krankendienste, sowie für Eisenbahn-, Luftschiff-
fahrt- und Telegraphen-Verwaltung bestimmt. Zur Kavallerie gehört die leichte Reiterei
(Husaren und Dragoner) und die schwere Reiterei (Ulanen und Kürassiere); neuerdings ist
die gesamte Kavallerie mit Lanzen bewaffnet. Die Artillerie zerfällt in Festungs- und
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§§ 59-60. Das Königreich Württemberg. — Das Königreich Bayern.
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Kartoffeln und Flachs. An Bauholz ist großer Mangel. Der Schwäbische
Jura wird int N. von einzeln stehenden Kegelbergen begleitet. So liegt
der Hohenzollern südlich von Hechingen (vgl. § 43) und der Hohen-
staufen östlich von Stuttgart. Auf dem Hohenstaufen stand die Stamm-
burg der Hohenstaufen, die bis auf ein kleines Stück Mauer verschwunden
ist. — Im Fränkischen Jura werden die Tropfsteinhöhlen bei Müggendorf
von Reisenden häufig besucht. Man findet hier unter anderen auch Knochen
von Tieren, die bereits ausgestorben sind (Mammut, Höhlenbär).
§ 59. Pas Königreich Württemberg (fast so groß wie die Prov.
Westfalen, 2200000 E., mehr als 2/3 derselben evang.) zu beiden Seiten
des Neckars und der Donau, von Baden und Bayern eingeschlossen. Durch
die Mitte des Landes zieht sich der Schwäbische Jura. Daran schließt sich
im S. eine Hochebene, im Norden Hügelland. Der Boden ist meistens
fruchtbar und vortrefflich angebaut. Es wechseln Ackerfelder und Gürten
mit Weinbergen. Die Industrie ist lebhaft. Die Bewohner, meist Schwaben,
treuherzig und bieder. Aus ihnen sind viele Dichter und Gelehrte hervor-
gegangen, so Justinns Kerner, Uhland, Schiller, Hauff u. a.
Stuttgart, Hptst., 175 000 E., in einem Seitentale des Neckars, Mittelpunkt des
süddeutschen Buchhandels. Ludwigsburg, 2. Residenz. Marbach, Schillers Geburts-
ort. Heilbr0nn, Handel. Weinsberg, Sage von der Weibertreue lkonrad Iii. 1140).
Eßlingen, gewerbreich. Tübingen, Univers., Uhlands Geburtsort. Ulm, starke
Festung. Wildbad, Badeort.
§ 60. Pas Königreich Wayern (doppelt so groß wie Hannover,
beinahe 6,2 Mill. E.) besteht aus zwei getrennt liegenden Teilen. Der
größte Teil liegt zu beiden Seiten der obern Donau und zieht sich von
den Alpen bis über den Main hin; der kleinere Teil liegt am Westufer
des Rheins, n. von Elsaß-Lothringen, und wird Rheinbayern oder die
Rh ein Pfalz genannt. Bayern bildet zum größten Teile eine Hochebene.
Die Hochebene s. von der Donau (die bayrische) ist durchschnittlich 500 m
hoch, die nördlich von der Donau gelegene 400 ro. An der Ostgrenze nach
Böhmen zu liegen der Bayrische Wald und der Böhmerwald. Im N.
Bayerns liegen das Fichtelgebirge, der Frankenwald, das Rhöngebirge, der
Spessart. — Der Hauptstrom Bayerns ist die Donau. In sie fließt in
Bayern rechts: die Iller, der Lech, die Isar, der Inn mit der Salzach,
links: die Altmühl, die Naab, der Regen. Im N. fließt der Main,
welcher sein Wasser in vielen Krümmungen dem Rheine zuführt. Der be-
deutendste Nebenfluß auf der linken Seite ist die Rednitz. Diese ist mit
der Altmühl durch den Ludwigs-Kanal verbunden. Am Fuße der Alpen
haben sich zahlreiche Seen gebildet, von denen der Würm- und Chiem-
see die bedeutendsten sind. An der Ostseite des W atz mann liegt der pracht-
volle Königssee. — Das Klima ist auf der Bayrischen Hochebene rauher
als im Maintal. Die warmen Südwinde werden durch die Alpen ab-
gehalten, die Nord- und Westwinde haben Zutritt und bringen große
Regenmassen, die sich besonders im S. anstauen; daher gedeiht auf der
Bayrischen Hochebene kein Wein. Sie ist überhaupt im ganzen einförmig
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Des Deutschen Reiches Verfassung.
§61.
und wenig anmutig. Hier und da gibt es mit Geröll überlagerte Strecken.
In den Flußniederungen ziehen sich häufig lange Sumpfvertiefungen hin;
sie werden in Bayern Möser (Einzahl = Moos), in Schwaben Riede
genannt. Sie sind für den Ackerbau ganz unbrauchbar. Die Dörfer find
sehr weitläufig angelegt. Im Donautal lagert guter Boden, der viel Ge-
treide liefert. — Im Maingebiet ist das Klima mild. Am untern Main
und in der Pfalz wird Wein gebaut. Die Bewohner (Franken) zeigen
hier mehr Kunstsinn und Gewerbfleiß als die der Bayrischen Hochebene.
Sie sind zum Teil evangelisch. — In ganz Bayern ist die Viehzucht bedeutend,
besonders in den Alpengegenden. Das Nationalgewerbe ist die Bierbrauerei.
Nürnberger Spielwaren und Berchtesgadener Schnitzereien in Holz und
Horn erfreuen sich eines Weltrufes. Der Handel ist lebhaft, besonders in
Nürnberg und Augsburg. In München, Erlangen, Würzburg sind Uni-
versitäten. Mehr als 3/4 der Bewohner bekennen sich zur römisch-katholischen
Kirche.
München, Hptst., an der Isar, 500000 E., mit herrlichen Bauwerken, Univers.,
viele Bierbrauereien. In der Nähe ist die Ruhmeshalle, in der die Büsten berühmter
Bayern aufbewahrt werden. Augsburg, am Lech, 90 000 E., bedeut. Hdlst. In ihr die
Fuggerei, d. i. eine Straße von 50 Häusern, in denen arme, rechtschaffene Leute uinsonst
Wohnung haben. Die Fuggerei hat ihren Namen von einem Augsburger Handelsherrn,
Fugger genannt, der so reich war, daß er an Kaiser Geld leihen konnte. In der Nähe
das Lechfeld, wo Otto I. 955 die Ungarn schlug. Ingolstadt, starke Festg. Regens-
burg. In der Nähe die Walhalla, ein Marmortempel mit den Bildsäulen berühmter
deutscher Männer. Passau, schön gelegen an der Mündung des Inn, durch eine Feste
geschützt. Würnöerg, a. d. Pegnitz, 260 000 E., erste Handels- und Fabrikstadt Bayerns.
„Nürnberger Tand geht durchs ganze Land." Nürnberg hat die altertümliche Bauart
großenteils treu bewahrt. An dein obern Stockwerk der Häuser sieht man viele zierliche
Erker und Ecktürmchen, am untern überdeckte Säulengänge, Lauben genannt. Die Häuser
schauen mit dem Giebel nach der Straße hin und sind mit kunstvollem Schnitzwerk geziert.
Auf einem Felsen in der Stadt ragt die kaiserliche Burg hervor, von welcher die Mark
Brandenburg ihre ersten Hohenzollern erhielt. Im 15. und 16. Jahrhundert lebten hier
Hans Sachs, Dürer, Bischer u. a. Fürth, gewerbreich. Erlangen, evang. Uni-
versität. Bayreuth, fabriktätig. Bamberg, bedeutende Gärtnereien. Würzburg,
Universität. Kissing en, Badeort. — In Rheinbayern liegen: Spei er und Kaisers-
lautern. Speier war eine Zeitlang Begräbnisplatz der deutschen Kaiser.
§ 61. Des Deutschen Reiches Merfassung. a. Der König von Preußen ist deut-
scher Erb-Kaiser. Seine Residenz ist Berlin. Er ist der Kriegsherr und oberste Führer
aller deutschen Armeen. Die Gesetze werden von dem Bundesrate und dem Reichstage
beraten und festgestellt, vom Kaiser, wenn er sie bestätigt, verkündigt. Der Bundesrat
besteht aus den Abgesandten der deutschen Regierungen. An der Spitze des Bundesrats
steht der Reichskanzler. Die Mitglieder des Reichstags wählt das Volk. Je 100 000 Einw.
wählen einen Abgeordneten für einen Zeitraum von 5 Jahren. Wahlberechtigt ist jebec
Deutsche nach vollendetem 25. Jahre. Die Wahl erfolgt unmittelbar durch Abgabe ge-
schlossener Stimmzettel. — Der Bundesrat und der Reichstag halten ihre Versammlungen
in Berlin ab. — b. Das Reich hat eine gemeinsame Kriegsmacht, welche unter dem
Kaiser steht. Sie zerfällt in das Landheer und in die Seemacht (Kriegsmarine). Das
Landheer besteht aus Infanterie, Kavallerie, Artillerie, Pionieren und Train-Kolonnen.
Auch sind besondere Abteilungen zum Krankendienste, sowie für Eisenbahn-, Luftschiff-
fahrt- und Telegraphen-Verwaltung bestimmt. Zur Kavallerie gehört die leichte Reiterei
(Husaren und Dragoner) und die schwere Reiterei (Ulanen und Kürassiere); neuerdings ist
die gesamte Kavallerie mit Lanzen bewaffnet. Die Artillerie zerfällt in Festungs- und
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Ortsnamen: Schwaben_Riede Donautal Maingebiet Main Nürnberg Augsburg München Würzburg Ungarn Ingolstadt Walhalla Bayerns Nürnberg Bayreuth Bamberg Rheinbayern Berlin Berlin